

Geschichte des Winzervereins
Um die Situation für die Winzer zu verbessern, gründete Pfarrverweser Meinrad Mayer 1896 mit 62 Rebleuten den „Winzerverein Reichenau“. Damit übernahm der Verein die bereits tausendjährige Weinkultur auf der Bodenseeinsel. Ein Ziel des neugegründeten Vereins wird in einem Brief an das „Hohe Großherzogliche Ministerium des Innern“ von 1896 deutlich:
„Damit ferner der Verein das in der Weinbranche so notwendige Vertrauen des consumierenden Publikums gewinne oder bewahre, würde es der Verein dankbar begrüßen, wenn der ganze Geschäftsbetrieb des Vereins polizeilich controlliert würde. Welcher Art diese Controlle sein solle, darüber müßte noch besonderer Beratung gepflogen werden. Sie müßte derart sein, daß das Publikum vollste Sicherheit hätte, daß eine Fälschung des Weines von Seiten des Vereins unmöglich sei.“
Der Zusammenschluss brachte Erfolg: Im Jahre 1913 hatte der Winzerverein 194 Mitglieder, die rund 140 ha Reben bewirtschafteten.
Anfänge des Weinbaus im 8. Jahrhundert

Ausschnitt aus dem Gemarkungsplan von 1707. In der rechten Bildhälfte sind großflächig Reben zu sehen.

Die Historiker sind sich einig: Man muss die Anfänge des Weinbaus auf der Reichenau ins 8. Jh. datieren. Das deckt sich auch mit inzwischen gemachten Pollenanalysen. Auf der Reichenau wird verbreitet, dass Abt Heito I. im Jahr 818 n.Chr. 40 Rebleute aus Steckborn auf die Insel beordert habe, um die Weinberge in Ordnung zu bringen.
Die Behauptung, 818 habe man auf der Reichenau die ersten Reben gepflanzt, stammt aus einem vermeintlichen Tagebuch des Walahfrid Strabo. Es wurde angeblich im 19. Jahrhundert aufgefunden und dort heißt es: „Auch wurde 818 der erste Weinstock auf der Insel gepflanzt. Die Studenten durften in Gegenwart Erlebalds, der die innere Schule leitete, nach dem Examen die Trauben verkosten.“
Dieses „falsche“ Tagebuch wurde zu Werbezwecken der Erziehungsanstalt Einsiedeln 1857 konzipiert und publiziert jedoch von Historikern als erfunden entlarvt.
Reichenauer Wein zu Klosterzeiten
Im Mittelalter waren die Kirche und insbesondere die Klöster die hauptsächlichen Träger der Weinkultur. Der Verzehr von Wein war ein Teil des Klosterlebens.
Todesurteile, die der Abt von Reichenau aussprechen konnte, wurden bekanntlich auf dem Galgenacker (am Ufer zwischen Allensbach und Hegne gelegen) vollstreckt. Ein zum Tode Verurteilter bekam von einem Winzer im Auftrag des Abtes noch einen letzten Labtrunk, bevor er das Schiff von der Reichenau nach Allensbach bestieg. Flucher und Ehebrecher erhielten unter anderem auch Weinstrafen für Ihre Vergehen.

Die letzte Fahrt auf dem Gnadensee
Von der Insel Reichenau ins gegenüber liegende Allensbach wurden die Verurteilten mit dem Schiff transportiert. Der Galgenacker – Vollzugsort für die Todesstrafe – lag östlich von Allensbach vor Schloss Hegne. Abbildung: Heinrich Murer, „Chronik des Klosters Reichenau“, Kantonsbibliothek Thurgau, Y 112, f. 2v.

Der Galgenacker
Auf der Gemarkungskarte von 1817 ist noch ein Galgen eingezeichnet.

Weinbau nach dem Niedergang des Klosters

Gemarkungsplan der Reichenau von 1707 mit Darstellung der Rebanlagen.

Nach dem Niedergang des Klosters bildete der Weinbau die nächsten Jahrhunderte die Grundlage der landwirtschatlichen Familienexistenzen. Die Erntemengen schwankten erheblich, weil Frost, Hagel, Sauerwurm und die Reblaus den Reben zu schaffen machten. Nach großen Ernten konnte der Wein nur zu einem schlechten Preis oder gar nicht verkaut werden – obwohl der Transport auf dem Wasserweg einfach war.
Der Umfang des Weinbaus im Jahre 1492 wird auf etwa 200 Hektar geschätzt. Eine noch größere Rebfläche ist in allen späteren Unterlagen nie festzustellen.
1802 wird die Rebfläche mit 170 Hektar an- gegeben und der Weinbau als „die vorzüglichste Nahrungsquelle“ bezeichnet.
Um 1895 war die Rebfläche auf etwa 140 Hektar gesunken. Mit dem Vordringen der Eisenbahn trat der Reichenauer Wein in Konkurrenz zu wesentlich besseren Weinen. Infolge seines hohen Säure- gehalts („… dass eine nicht von Jugend auf daran gewöhnte ihn kaum genießbar findet …“, Ortsbereisung 1885) wurde er mehr und mehr zum Verschneiden in die Pfalz und an die Mosel geschickt.
1925 war die Rebfläche noch 75 Hektar groß, nach dem Frostwinter 1927/28 sogar nur noch ca. 50 Hektar. Die Rebfläche verminderte sich infolge des nun stark forcierten Gemüseanbaus immer mehr.
1965 waren es gerade noch 5 Hektar. Dies war der absolute Tiefpunkt in der mehr als 1.000-jährigen Weinbautradition. Erst die in den 1970ern durchgeführte Flurbereinigung führte zur Neuentwicklung des modernen Rebbaus.
Die Gründung des Winzervereins

Bild aus dem Jahr 1913
Ein Ziel des neugegründeten Vereins wird in einem Brief an das „Hohe Großherzogliche Ministerium des Innern“ von 1896 deutlich:
„Damit ferner der Verein das in der Weinbranche so notwendige Vertrauen des consu- mierenden Publikums gewinne oder bewahre, würde es der Verein dankbar begrüßen, wenn der ganze Geschäs- betrieb des Vereins polizeilich controlliert würde. Welcher Art diese Controlle sein solle, darüber müßte noch besonderer Beratung gepflogen werden. Sie müßte derart sein, daß das Publikum vollste Sicherheit hätte, daß eine Fälschung des Weines von Seiten des Vereins unmöglich sei.“
Der Zusammenschluss brachte den Erfolg: Im Jahre 1913 hatte der Winzer- verein 194 Mitglieder, die rund 140 ha Reben bewirtschaeten.
Um die Situation für die Winzer zu verbessern, gründete 1896 Pfarrverweser Meinrad Mayer mit 62 Rebleuten den Winzerverein Reichenau. Damit übernahm der Verein die tausendjährige Weinkultur auf der Bodenseeinsel.

Weintransport vom Winzer zum Weinkeller. Mitte der 1930er Jahre


Vor dem Portal zum Winzerkeller: Pfarrer Albert Nessler, Geschäftsführer Josef Beck (Pfalzwirt), Kellermeister Karl Huber u.a.

Auszug aus dem Protokoll von 1904: Ebenso wird die Neuanschaffung von drei großen Lagerfässern mit rund 360 hl von der Firma Göbel in Biberach genehmigt.

„Gehächelte“ Reben im Gewann Elber. Um 1880

Weinlieferung mit dem Ochsenkarren.

Traubenablieferung mit Handkarren und Butter. 1930er Jahre.


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